Die Geschichte der Familie Boretti, wohnhaft in Pfyn (berichtet von Rosemarie Hinterberger, Pfyn) Vincenzo Boretti kam in den ersten Jahren des vorigen Jahrhunderts als Maurer in die Schweiz. Er stammte aus einem kleinen Dorf in Oberitalien. Von Omegna am Langensee führt eine gefährliche Strasse in ein kleines Seitental zum Dorf Luzzogno, wo die Familie ursprünglich wohnte. Er siedelte sich in Pfyn unweit der Gärtnerei Krebs, zwischen Steckbornerstr. und Dorfbach an. Er war so tüchtig, dass er ein eigenes Baugeschäft gründete mit etwa 30 – 40 Arbeitern. Er war ein Patriarch, so hatte er auch das erste Telefon und das erste Auto im Dorf. Er hatte einen Sohn und eine Tochter – Maria (geb. 1912, gest. 2007). Dank Maria, die anfangs der dreissiger Jahre das Kindermädchen meines Mannes (Max Hinterberger) wurde und auch, weil ich oft im Tessin bei meinen Eltern in den Ferien war und wir oft Maria besuchten in Luzzogno, weiss ich einiges über diese Familie zu berichten. Aber nun zurück in die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Maria besuchte die Schule in Pfyn. Sie sprach besser deutsch als italienisch. Leider verstarb ihr Bruder und zukünftiger Nachfolger im Geschäft an Hirnhautentzündung. Er wurde in Pfyn beigesetzt. Für Vincenzo Boretti war es ein harter Schlag. In einer Nacht und Nebelaktion verkaufte er, ohne Frau oder Tochter zu informieren das Geschäft und die ganze Familie musste zurück nach Luzzogno. Sogar der Sohn wurde exhumiert und mitgenommen. In Luzzogno fing Vincenzo Boretti zu trinken an und bald war das ganze Geld weg. Maria heiratete einen Koch, Mazzini. Sie hatten keine Kinder. Auch er schaute manchmal zu tief ins Glas und Maria hatte kein schönes Leben in dem Steinhaus ohne Heizung. Sie pflegte zu sagen: Der schönste Tag in meinem Leben war der Tag, an dem ich Pierino in einem Waisenhaus in Turin abholen durfte. Pierino war ihr Pflegesohn und sie hatte eine innige Beziehung zu Pierino. Sie schliefen im selben Raum und er hat ihr sein Zahltagsäckli immer ungeöffnet abgegeben. Obschon sie erst 24 war, als sie fort ging von Pfyn, lebte sie doch immer noch hier. Jeden Tag schaute sie die Bilder von Pfyn an. Mit Hund und Hühnern sprach sie deutsch. Sie versprach mir die Fotos von Pfyn. Bis sie 94jährig war, lebte sie in einem Heim. Die Fotos schaute sie nicht mehr an. Pierino brachte die Fotos im Herbst nach Pfyn und sie gelangten in das Archiv von zeitgarten.ch und werden weiter bearbeitet. Maria Boretti verstarb im Dezember 2007 in Luzzogno, Italien.